Früher lief alles über die Bedienerschnittstelle.
Sie war das Gesicht der Maschine, der einzige Punkt der Interaktion, das Fenster zu Leistung, Alarmen und manueller Steuerung. Aber heute, in einer Welt, die von APIs, Dashboards, Edge Computing und Ferndiagnose geprägt ist, ist die Benutzeroberfläche nicht mehr an einen einzigen Bildschirm gebunden. Sie ist vielschichtig, verteilt und manchmal unsichtbar.
Um diesen Wandel zu erkunden, haben wir unserer LinkedIn-Community eine einfache, aber herausfordernde Frage gestellt:
Ist die Bedienerschnittstelle immer noch das "Gesicht" der Maschine? Oder schauen wir woanders hin?
📊 Die Antworten waren:
- 47 %: Sie ist immer noch die Hauptschnittstelle
- 13%: Sie ist jetzt die Infrastruktur
- 40%: Hängt von der Art des Systems ab
- 0%: Sonstiges
Schauen wir uns an, was das bedeutet und warum es wichtig ist.
Die Schnittstelle bleibt vorerst bestehen.
Für fast die Hälfte der Befragten (47 %) ist die Mensch-Maschine-Schnittstelle immer noch die wichtigste Benutzerschnittstelle. Das macht Sinn, denn sie bietet weiterhin das, worauf es ankommt: Sichtbarkeit und Kontrolle. In der Fabrikhalle, wo Unmittelbarkeit, taktile Interaktion und Situationsbewusstsein an erster Stelle stehen, bleibt ein physischer Bildschirm unübertroffen.
Wie Control Engineering feststellte, ist die Bedienerschnittstelle nach wie vor unverzichtbar für lokale Rückmeldungen und manuelle Änderungen, insbesondere in Umgebungen, in denen die Betriebszeit kritisch ist und die Sicherheit nicht beeinträchtigt werden darf.
Mit anderen Worten: In Umgebungen, in denen viel auf dem Spiel steht, wollen die Bediener etwas sehen, anfassen und vertrauen können. Die physische Präsenz einer HMI ist ebenfalls beruhigend. Sie bietet einen intuitiven Mittelpunkt, eine vertraute Schnittstelle, die Eigentum, Zugänglichkeit und Bereitschaft signalisiert. Für viele ist es nicht nur ein Bildschirm, sondern ein Symbol der Kontrolle: Das ist die Maschine und so interagiert man mit ihr.
Ist die Infrastruktur die neue Schnittstelle?
Eine wachsende Minderheit der Befragten (13 %) ist der Ansicht, dass sich die Bedienerschnittstelle tatsächlich in der Systemarchitektur aufgelöst hat.
In diesen Fällen kann es sich um eine Schnittstelle handeln:
- Ein Cloud-Dashboard, das über einen Browser zugänglich ist,
- eine API-Integration, die Daten in MES oder ERP einspeist,
- ein Remote-Client, der mehrere Linien parallel verwaltet.
Dies spiegelt einen tieferen Branchentrend wider: Die Schnittstelle ist nicht mehr etwas, das man anfasst, sondern etwas, das man verbindet. Tatsächlich spiegelt dieser Trend eine umfassendere Entwicklung in der Automatisierung wider: das Aufkommen von "Headless Systems", bei denen die primäre Interaktionsebene von der Maschine abstrahiert und in die Logik miteinander verbundener Plattformen eingebettet ist.
Wie Schneider Electric betont, "entwickeln sich die HMIs über die traditionellen Panels hinaus zu verteilten, cloudbasierten Tools, die ein breiteres Echtzeit-Betriebsmodell unterstützen".
In diesem Paradigma wird die Schnittstelle zu einem Orchestrator, nicht zu einem Ziel. Das "Gesicht" der Maschine ist vielleicht nur eine immer aktive, immer verbundene, aber selten gesehene Datenschicht.
Der Kontext ist alles.
Die vielleicht differenzierteste Antwort, die von 40 % der Teilnehmer gegeben wurde, lautete: Es kommt auf die Art des Systems an.
Eine pharmazeutische Verpackungsanlage kann beispielsweise einen lokalen HMI-Zugang für die behördliche Validierung und Rückverfolgbarkeit gemäß den FDA- oder EMA-Normen erfordern.
Eine Wasseraufbereitungsanlage kann die Fernsteuerung zentralisieren und die lokalen Schnittstellen auf eine grundlegende Redundanz beschränken.
Eine Roboter-Reinraumzelle könnte völlig autonom arbeiten und Statusaktualisierungen über sichere APIs senden, ohne dass Bildschirme erforderlich sind.
Diese zunehmende Vielfalt an Kontexten wird von Rockwell Automation als hybrides HMI-Modell" bezeichnet, bei dem die Interaktion auf mehreren Ebenen gleichzeitig stattfindet, die jeweils für bestimmte Aufgaben und Benutzer konzipiert sind.
Das bedeutet, dass es nicht mehr eine einzige Schnittstelle für alle gibt. Es gibt viele, und sie müssen nebeneinander bestehen.
Ein breiteres Benutzererlebnis
Wir bei Exor International sind der Meinung, dass die Benutzeroberfläche nicht verschwunden ist, sondern sich vervielfacht hat.
- Sie ist lokal, wenn schnelle Entscheidungen und die betriebliche Sicherheit von sofortigen Maßnahmen abhängen, die vor Ort getroffen und verwaltet werden müssen.
- Sie ist dezentral, wenn eine unternehmensweite Sichtbarkeit und eine zentralisierte Kontrolle erforderlich sind.
- Sie ist in die Logik eingebettet, wenn Edge-Intelligenz Autonomie ermöglicht und die Notwendigkeit direkter Eingaben beseitigt.
Aus diesem Grund entwickeln wir Schnittstellen, die über den Bildschirm hinausgehen.
X Platform, unser All-in-One-Automatisierungs-Ökosystem, vereint Hardware, Software und IIoT-Konnektivität in einer einheitlichen Architektur, die für Interaktion ausgelegt ist, wo und wie auch immer sie stattfindet: vor Ort, in der Cloud oder irgendwo dazwischen.
Wir bauen nicht nur HMIs, sondern Systeme, die verstehen, wie sich die Interaktion verändert.
Letzter Gedanke: Überdenken der Schnittstelle
Vielleicht befindet sich die Schnittstelle nicht mehr an der Maschine. Vielleicht befindet sich die Schnittstelle in der Maschine, in der Datenschicht, in der Logik, in den sicheren Tunneln, die Systeme mit Cloud-Diensten verbinden.
Die Maschinenschnittstelle befindet sich heute überall dort, wo Mensch und System aufeinandertreffen, sichtbar oder unsichtbar, direkt oder asynchron, über Touchscreens oder Ereignisströme.
Die traditionelle Bedienerschnittstelle ist nicht mehr die ganze Geschichte, sondern ein Kapitel, eines von vielen, in einer größeren, intelligenteren Erzählung.
Da die Interaktion immer abstrakter, vielschichtiger und kontextbezogener wird, muss die Gestaltung der Benutzererfahrungen dem folgen, nicht mit mehr Bildschirmen, sondern mit besseren Fragen.